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Ambrosius Bruderschaft Straelen
seit 1815, der älteste Imkerverein Deutschlands
(Interview "Rheinische Post" vom 27.7.2012, Neukirchen-Vluyn / Rheurdt mit dem 1.Vorsitzenden unseres Vereins, Michael Verheyen)
Bienenstöcke bald leer?
RHEURDT
Die
Landwirtschafskammer NRW warnt Imker vor bösen Überraschungen im
Winter. Ein Drittel aller Bienenstöcke könnten dann leer sein. Ursache
ist eine Milbe, die den Züchtern seit Jahren Sorgen bereitet.
Was
man gegen den Parasiten tun kann, erklärte Michael Verheyen,
Vorsitzender des Imkervereins Straelen, im Gespräch mit RP-Mitarbeiterin
Jasmin Maus.
Worauf ist das Bienensterben im Winter zurückzuführen?
Michael Verheyen:
Schuld ist eine Milbe namens Varroa destructor“.Der Parasit ist Ende
der 1970er Jahre aus Asien eingeschleppt worden. Die Milbe befällt die
Brut der Bienen und schädigt sie bis zur Verkrüppelung. In Deutschland
gibt es mittlerweile kein Bienenvolk mehr, das frei von der Varroamilbe
ist.“
Was kann man gegen den Befall tun?
Verheyen:
Wir Imker empfehlen den Einsatz von 60-prozentiger Ameisensäure oder
15-prozentiger Milchsäure. Während die Ameisensäure wird mit Hilfe eines
Verdunsters im Bienenstock eingesetzt wird, sprüht man die Milchsäure
direkt auf die Bienen. Die verdunstete Ameisensäure nehmen die Tiere
über die Luft auf, schädlich ist das für sie nicht. Bei den Milben setzt
die gewünschte Wirkung ein sie vertragen das Mittel nicht und sterben
ab.“
Wo gibt es diese Mittel und wie oft sollten sie eingesetzt werden?
Verheyen:
Ameisen- und Milchsäure gibt es im Imkerbedarfshandel oder in
Apotheken. Wir als Verein rufen alle Berufs- und Hobbyimker dazu auf,
die Mittel zwischen dem 23. Juli und 19. August einzusetzen. Dabei
sollte die Säure zweimal innerhalb von 14 Tagen zum Einsatz kommen.“
Wie viel Säure sollte verwendet werden?
Verheyen:
Das kann man nicht pauschalisieren. Die Menge der verwendeten Säure
hängt von verschiedenen Faktoren ab etwa von der Bienenanzahl, dem
Material des Bienenstockes oder der Außentemperatur. Im Zweifelsfall
kann man sich unter der Rufnummer 02831-1216242 an mich wenden.“
Wie erfolgversprechend sind die Säuren?
Verheyen: Eine
Erfolgsgarantie gibt es nicht. Wenn alle Imker die Milben zeitgleich
mit den zugelassenen Mitteln bekämpfen, kann man jedoch davon ausgehen,
dass der Parasit nicht auf Bienen anderer Völker überspringt. Und das
wäre bereits ein großer Fortschritt.“
Warum sind asiatische Bienen nicht von einem Befall betroffen?
Verheyen:
Die asiatischen Bienen erkennen die Milbe und können sie sozusagen
abschütteln. Sie haben sich dem Parasiten also weitestgehend angepasst.“
(Rheinische Post vom 27.7.2012, Neukirchen-Vluyn / Rheurdt)